MUMBAI – faszinierende Mega-City

Mumbai, früher Bombay, ist mit geschätzt über 30 Millionen Einwohnern eine der größten Städte der Welt. Täglich kommen rund weitere 1.000 Menschen dazu, Hungerleider und Habenichtse aus dem Umland, aber auch Glücksritter und Ganoven aus ganz Indien auf der Suche nach dem schnellen Geld und Reichtum. Ein Zahlenvergleich macht die Größe Mumbais deutlich: Würde man alle Einwohner des riesigen Inselkontinents Australien in einer einzigen Stadt ansiedeln, so wäre diese kleiner als Mumbai.

In der Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra, an der Westküste zur Arabischen See gelegen, schlägt das finanzielle und wirtschaftliche Herz Indiens. Im Stadtgebiet von Mumbai leben auf US-Dollar-Basis gerechnet, mehr Einkommensmillionäre als in der gesamten Europäischen Union.

Der vornehmste Stadtteil Mumbais, bevorzugte Wohngegend der Reichen und Schönen von Bollywoods Filmindustrie, sind die „Malabar Hills“, eine Halbinsel, die, wie der Name schon sagt, mit einem großen Hügel im Zentrum in die Arabische See ragt. Oben auf dem Hügel ist ein großer, öffentlicher Park, genannt die „Hängenden Gärten von Mumbai“. Unten, in Richtung Osten, mit Blick über die große Bucht mit dem „Marine Drive“ sind einige wenige Hochhäuser. Eine mittelgroße Eigentumswohnung kostet hier bis zu 20 Millionen US-Dollars. Das ist vergleichbar mit einer Wohnung im Zentrum von Manhattan mit Blick auf den „Central Park“.

Richtung Westen, zum offenen Meer hin, liegen versteckt hinter hohen Bäumen und nicht einsehbar von den „Hängenden Gärten“ aus, die „Türme des Schweigens“. Die kleine, aber in Mumbai sehr machtvolle und einflussreiche Religionsgemeinschaft der Parsen bestattet hier ihre verstorbenen Mitglieder. Die Parsen sind Anhänger von Zarathustra und verehren in ihren Tempeln Ahura Mazda, den Gott des Feuers. Da ein Leichnam unrein ist, das Feuer aber als heilig verehrt wird, können Parsen, anders als die Hindus, ihre Verstorbenen nicht verbrennen. Auch Erd- oder Seebestattungen sind nicht erlaubt, da auch diese Elemente heilig sind. Was bleibt ist die sogenannte „Luftbestattung“. Die Toten werden oben auf die Türme des Schweigens gelegt und dem Einfluss der Witterung, aber insbesondere natürlich dem Hunger der Aasgeier überlassen. Diese werden von den Parsen extra für diesen Zweck gezüchtet und freigelassen. Am Himmel von Mumbai sind sie in dieser Ecke allgegenwärtig.

Gelegentlich kommt es vor, dass ein solcher Vogel beim Fortfliegen einen Teil seiner Beute wieder verliert und dieser dann in den Swimmingpool einer nahegelegenen Villa eines superreichen Bollywood-Stars fällt. Das führt regelmäßig zu erbitterten Streitigkeiten zwischen den Beteiligten. Da die Parsen aber, wie gesagt, zu den einflussreichsten Gruppierungen in Mumbai gehören, konnten sie bisher jegliche Gegenmaßnahmen verhindern. Allerdings werden nun auch innerhalb der Religionsgemeinschaft alternative Bestattungsformen diskutiert, zum Beispiel unter Verwendung von elektrischem Strom.

06/2021 CLM

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