Die Sprachen Indiens

Indien ist ein Vielvölkerstaat. Entsprechend gibt es mehr als 100 verschiedene Sprachen. Viele dieser Ethnien haben auch eine eigene Schrift. 22 davon sind als offizielle Amtssprache in den jeweiligen Bundesstaaten zugelassen. Die auch im Westen bekanntesten sind Hindi, Urdu, Mahrati und Bengali. Rund 80% der Inder sprechen eine dieser Sprachen. Sie sind alle indoarischen Ursprungs mit einer, wie ich finde, weichen Sprachmelodie. Ein krasser Gegensatz ist die Sprache Keralas, Malayalam. Sie geht zurück auf die Ureinwohner Südindiens, die Drawiden. Für einen Ausländer hört sie sich an, wie ein Stakkato von harten K- und R-Lauten.

Für die Zentralregierung in Delhi sieht die indische Verfassung nur Hindi und Englisch vor. Letzteres wirkt wie eine sprachliche Klammer, die praktisch alle Bundesstaaten zusammenhält. Bei so vielen unterschiedlichen Muttersprachen wird Englisch allerdings jeweils mit einem deutlich anderen Akzent gesprochen. Dies führt immer wieder zu Missverständnissen bei ausländischen Touristen, die glauben, Englisch eigentlich ganz gut zu beherrschen. Im Folgenden ein Beispiel, das wir selbst bei einer Reise schon vor ein paar Jahren, erlebt haben.

Eine Taxifahrt vom Flughafen Mumbai im Norden der Stadt zum Hotel im alten Zentrum. Unser Fahrer ist nicht sehr gesprächig. Als wir beim Einsteigen die Adresse genannt haben, hat er nur schweigend genickt. Dabei blieb es auch längere Zeit. Plötzlich aber dreht er sich kurz herum und sagt etwas, das klang wie „Ceiling“, also die Decke, die Decke eines Zimmers oder allgemein eines Raumes. Von der Betonung her muss es eine Frage gewesen sein, also „Ceiling?“. Ich habe erstmal nichts gesagt, weil ich die Frage nicht verstanden habe und dachte, da kommt vielleicht noch was. Kam aber nicht. Ein paar Minuten später wiederholte er „Ceiling??“ Jetzt schon sichtlich nervöser. Ich schaute nach oben, weil die einzige „Ceiling“, die ich sah, das Autodach von innen war. Gut, es konnte schon mal eine Wäsche und vielleicht auch eine Reparatur brauchen, aber, was geht das mich an? Kurze Zeit später kam das dritte „Ceiling ???“. Ich war gedanklich immer noch nicht weiter und antwortete, einfach um das Problem los zu werden, „Yes, yeah, ceiling“! Da beruhigte sich unser Taxifahrer sofort und lehnte sich entspannt zurück. Kurze Zeit später sah ich am Rande der vielspurigen Stadtautobahn ein riesiges Schild und da fiel der Groschen.

Rajiv Gandhi Sea-Link

Auf dem Schild stand: „SEA-LINK“, unterlegt mit einem Pfeil nach rechts und darunter „Rajiv Gandhi Sea-Link, electronic toll collection“. Es ist die über 5 Km lange Brücke über die Mahim Bay, die die Stadteile Bandra im Westen und Worli im Süden verbindet. Sie ist mautpflichtig, weshalb ein Taxifahrer natürlich seine Kunden vorher fragen muss. Man spart dadurch eine längere Fahrt über die völlig überlastete Landverbindung. Die Brücke ist seit 24. März 2010 in Betrieb.

Infos zur Brücke gibt’s hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Bandra%E2%80%93Worli_Sea_Link.

12/2020 CLM.

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